Im Verlag AG SPAK Bücher ist ein neues Buch zu Mädchenarbeit erschienen. Dazu aus dem Vorwort:
Die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe verweisen in den letzten Jahren immer wieder darauf, dass Mädchen und jungen Frauen in der Altersgruppe bis 20 Jahre wenig in öffentlichen Räumen sichtbar sind. Diese Unsichtbarkeit hat in München das Stadtjugendamt dazu bewegt, die Ursachen hierfür am Beispiel eines Stadtteils näher zu erforschen.
Das Kooperationsprojekt mit der Hochschule München, der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, dem Treff 21 – schule – beruf e.V. und dem Stadtjugendamt München sollte es ermöglichen, in einem sehr umfangreichen und partizipativ ausgelegten Prozess die Lebenslagen von Mädchen und jungen Frauen in der Blumenau in vielfältiger
Weise zu betrachten. Die Hochschule München, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, führte im Rahmen der Kooperation den Forschungsauftrag durch.
Mädchen und jungen Frauen sind nicht zuletzt durch den gender mainstreaming-Prozess in den verschiedensten Bereichen gefördert worden. Dadurch hat sich real vieles für sie verbessert. In den letzten Jahren wird allerdings in der empirischen Forschung wenig zu den derzeitigen Lebenslagen von Mädchen und jungen Frauen beschrieben.
Ihre Wünsche, Sehnsüchte und Sorgen sind dadurch auch in der Kinder- und Jugendhilfe etwas aus dem Blickfeld gerückt. Das liegt zum einen daran, dass Benachteiligungen zunehmend unter die Decke formaler Chancengleichheit gekehrt werden, zum anderen erscheinen insbesondere junge Frauen häufig erst dann in der Jugendhilfe, wenn sie bereits schwere individuelle und psychosoziale Probleme haben.
Aus diesem Grund ist es wichtig, die Lebenslagen von Mädchen und jungen Frauen immer wieder genauer zu betrachten und auf ihre Bedürfnisse und Nöte entsprechend zu reagieren – auch unter der Berücksichtigung ihrer persönlichen Stärken und Ressourcen.
Das vorliegende Buch gibt der Kinder- und Jugendhilfe in München einen wertvollen Hinweis darauf, wieder mehr auf die Belange von Mädchen und jungen Frauen in München einzugehen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das Thema Gewalt eine erschütternd zentrale Rolle im Alltag von Mädchen und jungen Frauen spielt. Es werden aber auch an verschiedenen Stellen die Kraft, der Mut und die Fähigkeiten beschrieben, mit denen Mädchen und Frauen ihren
Alltag trotzdem versuchen zu bewältigen. Hierbei sollten sie deutlich mehr Unterstützung und Schutz durch die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort erfahren.
Sowohl für die Politik als auch für die Verwaltung ist es eine große Herausforderung, insbesondere in den Sozialräumen mit besonderem Handlungsbedarf, in einer Stadtgesellschaft wie München gute Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die gesetzlichen Vorgaben und Leitlinien der Kinder- und Jugendhilfe auch im Sinne der Mädchen und jungen Frauen angemessen und geschlechtergerecht umgesetzt werden können.
Dr. Maria Kurz-Adam